ich hab hier von wolfgang seereiter früher schon einmal erzählt. anlaß dazu war ein film von elisabeth scharang, der im rahmen des projektes „zukunft braucht erinnerung“ gezeigt wurde: [link] das thema erinnerung habe ich kürzlich in einem anderen zusammenhang angeschnitten. nobelpreisträger eric kandel hat in seiner forschung klar gemacht, daß erinnern nicht nur eine fähigkeit von menschen ist, sondern auch ein vorgang, der auf uns sogar physisch veränderns einwirkt: [link]
dazu kommt, daß einige von uns gerade erst bedingungen der regionalentwicklung debattiert haben. dabei wies michael narodoslawsky von der tu graz darauf hin, wie zentral die fragen der identität in diesen zusammenhängen seien. wo wir uns fragen, wer wir sind, ist das thema erinnern unausweichlich, ist „erinnerungskultur“ eine zentrale angelegenheit: [link]
zurück zu wolfgang seereiter. der hat eben eine „werkstatt gleisdorf: zeitgeschichte + kultur“ eröffnet. damit bündelt er zwei große themenkomplexe, von denen manche funktionstragende der region nach wie vor glauben, daß sie gegenüber den anforderungen der alltagsbewältigung nachrangig seien. dabei ist es genau umgekehrt, unser alltag, wenn er auf eine fruchtbare zukunft ausgerichtet sein soll, ist nicht bewältigbar, ohne aus den zwei genannten bereichen zu schöpfen.
es wird noch einige zeit in anspruch nehmen, diese zusammenhänge genauer herauszuarbeiten und im regionalgeschehen deutlich zu machen. aktueller anlaß der eröffnung dieser werkstatt war die ausstellung „roma in bewegung“, welche in kooperation mit der „akademie graz“ nach gleisdorf gebracht wurde. es ist ja immerhin ein millionen-volk europas, bloß nicht in einem nationalstaat angesiedelt, sondern kulturell konstituiert.
damit hat ganz europa offenbar seine probleme, weil vorherrschende ideologie anscheinend nahelegt, ethnien mit konkreten staaten zu assoziieren. diese soziokulturelle problemlage hat historisch eine lange und brutale vorgeschichte, deren teil in der nazi-ära einen höhepunkt an menschenverachtung gebildet hat.
journalist norbert mappes-niediek hat in einem seiner bücher sinngemäß geschrieben, europa sei zu arrogant, um zu begreifen, wie jugoslawisch seine probleme sind. dabei geht es um das zusammenleben verschiedener ethnien, die in summe europa ausmachen.
ethnische „begradigungen“ kennen wir nicht nur von srebrenica als extremem beispiel. das kann man auch mit mitteln der sozial- und arbeitsmarktpolitik machen. wir eu-europäer haben noch allerhand schwierigkeiten, multi-ethnische zustände als staatstragende normalität zu verstehen und zu leben.
in vermutlich solchem sinn hat ursula glaeser (akademie graz) beim eröffnungsabend den fokus ihres beitrages eher auf die gegenwart der roma gelenkt, auf deren derzeitige lebensrealitäten, die ja höchst unterschiedlich sind. während sie auf dem boulevard vor allem mit bettelnden paria assoziiert werden, repräsentieren sie gesamteuropäisch alle sozialen schichten, bis hin zu gut situierten geschäftsleuten und funktionstragenden der politik.