es steht außer zweifel, DAS ist der klassiker: „ah, sie sind künstler. und was arbeiten sie?“ erstaunlich wenig menschen kommen auf die idee, daß sie es hier mit einer PROFESSION zu tun haben könnten. die rache der romantischen professionals gipfelt dann in: „ach, es ist mit der kunst so schwierig!“
da treffen sich zwei seiten im OBSKURANTISMUS. der chor schwillt an, wenn die verunsicherten mitplaudern, die sehnsüchtigen und die grimmigen. „naja, das kann man eigentlich nicht so genau sagen, was kunst ist.“ so? warum denn nicht? „wenn man das sagen könnte, müßte man es ja nicht MACHEN.“
nun haben wir menschen über jahrtausende die fähigkit zum symbolischen denken entwickelt, haben uns verschiedene kommunikationswege erschlossen, auf denen wir sehr unterschiedliche codes einzusetzen verstehen. aber plötzlich soll über das tun nicht geredet werden, sollen inhalte und bedeutungen der debatte entzogen sein? schade um die viele arbeit!
vor ein paar hundert jahren war das einfacher geregelt. kunstwerke zu ordern ist den alten eliten vorbehalten gewesen. aristokraten und kleriker traten im namen gottes als auftraggeber auf, kunstwerke waren auf erden der repräsentation dieser herrschaften gewidmet und nebenbei höheren idealen gutgeschrieben.
der große rest der menschen, der pöbel, hatte damit nichts zus schaffen. (irgendwer mußte sich ja krummlegen, um jenen mehrwert zu erwirtschaften, den der kunstbetrieb verbrauchte.)
die kunstschaffenden hatten in früheren zeiten mit sehr eingeschränkter bedeutung zurecht zu kommen und mußten der herrschaft dienstba. das hat sich mittlerweile sehr geändert. deshalb sind wir freilich weder fragen des MARKTES losgeworden, noch von der dominanz diverser eliten befreit. einerseits DEUTUNGSELITEN, die laufende diskurse führen, was kunst sei und was nicht, andrerseits KAUFMÄNNISCHE kräfte, die marktwerte bewegen.
zwischen solchen „brückenpfeilern“ wäre noch so allerhand zu verhandeln und zu einzurichten. solange wir die debatten meiden, um stets neu zu klären, was kunst sei und was nicht, überlassen wir diese definitionen allein der ökonomie und der politik. keine gute idee!
solange wir unsere blicke mit romantischem geschwätz trüben und einander klischees aus dem vorigen jahrhundert hersagen, wird es aussichtslos bleiben, dem lauf der dinge neue bedingungen abzutrotzen. natürlich ist es schwierig, in österreich durch künstlerische arbeit ein erträgliches jahreseinkommen zu erwirtschaften. (das ist in vielen anderen branchen auch so.) nebenbei sind fragen der steuern und der sozialversicherung geradezu obszön schlecht geregelt und werden der realen berufssituation kunstschaffender in österreich nicht im mindesten gerecht.
dazu kommt, daß wir in politik und verwaltung quer durchs land nur sehr selten das glück haben, auf sachkundige persdonen zu stoßen. denn meist wird in kommunen die kulturpolitik so verstanden, daß man spärliche budgets zu verteilen und veranstaltungen zu eröffnen habe; das war’s.
solange die einzige antwort auf all das der landesübliche jammer-ton ist, wird sich daran nichts verändern lassen. mich intertessiert eher, die befunde zu präzisieren, schlüsse daraus zu ziehen und handlungspläne daraus abzuleiten. dann wäre noch TUN nötig.
p.s.: ich schätze sehr die evidenz von diskursbeiträgen bei der „ig kultur österreich“: [link] es wäre ja vorzüglich, wenn sich auch andernorts kunstschaffende in öffentliche diskurse über kunst und deren bedingungen einbringen würden.