historisch betrachtet: das bäuerliche leben war eine ständige schinderei, der mangel allgegenwärtig und die herrschaft konnte sich nehmen, was ihr zu nehmen beliebte. laufende dienste und abgaben. wenn unter den noblen geheiratet wurde, bedeutete das extra-steuern. wenn ihnen jemand wegstarb, war ein „besthaupt“ fällig, also das beste stück vieh aus den ställen der untertanen. (von krieg gar nicht erst zu reden.)
sie können quer durch österreich hotels finden, die „meierhof“ oder „alter meierhof“ heißen. lustig, daß sich die nachfahren von untertanen dort wohlfühlen sollen. meierhöfe waren einst stattliche wirtschaften der aristorkratie. da durften die bauern mit robot-leistungen zur sache gehen. frondienst, abgaben, sondersteuern …
sozialhistoriker robert f. hausmann gab uns beim „tag der agrarischen welt“ einen ersten überblick, was einige geschichtliche dimensionen des lebens in der region betrifft; und was zusammenhänge des wirtschaftens angeht. dem schloß sich kamillo hörner („volksbildungswerk steiermark“) mit deutungen der aktuellen situation an.
noch gegen ende des 19. jahrhunderts waren rund 90 prozent der bevölkerung im agarischen bereich tätig. heute sind es im grundlegenden sinn gerade einmal 2,5, insgesamt bis zu 5 prozent. dieser umbruch hatte seine größte schubkraft erst nach dem zweiten weltkrieg, als eine maschinisierung der landwirtschaft sowie neue saat- und düngemittel sich durchsetzten.
tierarzt karl bauer ging schließlich auf heutige produktionsweisen ein und auf aspekte der vermarktung. wenn man bedenkt, daß bei uns der großteil der lebensmittelversorgung von bloß drei handelsketten geleistet wird, kommt man schon etwas ins grübeln. was bedeutet das bezüglich preisgestaltung, qualität und versorgungssicherheit?
das sind einige der sachlichen bezugspunkte bei unserem ersten „tag der agrarischen welt“ gewesen, welcher auch von einer ausstellung kreativer aus der gemeinde gutenberg (im norden der „energie-region“) getragen wurde. dazu gehörte auch authentische volksmusik der formation „ob & zua“ (rund um christian nell).
es kam in wetzawinkel eine fülle von denkanstößen daher, die wir nach dem „april-festival“ reflektieren und in weitere arbeitsschritte einbringen möchten. gespräche vor ort haben schon gezeigt, daß wir daraus auch für künstlerische arbeiten anregungen beziehen.
obwohl ich mir diesen themen-fokus selbst gewünscht habe und ihn gemeinsam mit karl bauer erarbeiten konnte, war ich dann überrascht, wie groß die reichweite der teilthemen ist, um in unser aller leben hereinzureichen, und wie deutlich wir auf anhieb eben auch für künstlerische vorhaben bezugspunkte finden konnten.
wie im vorigen beitrag erwähnt, wir haben schon eine themenstellung für 2012: an: “leben: die praxis der zuversicht”
— [april-festival] —
— [die region: hofstätten/raab] —