wo kein zweifel besteht, daß sich „die zeiten“ ändern und der lauf der dinge neue bahnen findet, sollte es einleuchten, daß wir als kulturschaffende nicht über jahrzehnte im gleichen modus und mit den gleichen strategien agieren können. klar? klar!
aber was bedeutet das für unsere praxis? wir erinnern uns an den „alten modus“. kunstschaffende erwarten von der wirtschaft sponsorgelder und von der politik subventionen. (nur ein bruchteil von uns kann sein jahreseinkommen auf dem freien markt lukrieren.)
das hat erstens eine starke tendenz zur antiquiertheit und ist zweitens ein urbanes modell. in der „provinz“, in ländlichen regionen, gibt es dafür zwar gelegentlich beispiele, aber es ist keineswegs ein prominenter modus, auf den wir uns je hätten verlassen können.
urbane konzepte lassen sich in dieser sache nicht auf ländliche regionen übertragen. außerem ist dieses modell der sponsorengelder plus subventionen das echo einer (groß-) bürgerlichen kulturvorstellung, die ihrerseits mindestens von der pop-kultur schon vor jahrzehnten gründlich überrannt worden ist.
es gibt zwar heute noch verschnarchte spaßvögel, die tief in der oststeiermark mit dem begriff „hochkultur“ operieren, das erweist sich aber gar nicht so selten als die markierung einer traurigen provinz-kopie des städtischen kulturbetriebes in längst versunkener fassung; also – wie angedeutet – die kopie eines antiquierten konzeptes.
auf solchen pfaden ist nichts interessantes zu erringen. es reicht da bestenfalls, daß sich ein milieu der „provinz-bürgerlichkeit“ vor ort auf jene arten inszieniert, wie es die dinge gesehen hat, wenn es zur stillung kultureller bedürfnisse ab und zu nach graz oder nach wien, vielleicht sogar nach salzburg und wahrscheinlich nach mörbisch gefahren ist.
kein einwand! mich interessiert dieser teil des geschehens bloß nicht und bei „kunst ost“ könnte solches geschehen keinen referenzpunkt ergeben. wir haben gerade das „april-festival“ 2011 mit einer satten session eröffnet. es ist aktueller ausdruck dessen, woran wir arbeiten; kulturell, künstlerische und kulturpolitisch.
die gezeigten werke reichen von ambitionierten bastelarbeiten über stücke, die im bereich kunsthandwerk geltung hätten, zu bereichen der „voluntary arts“, bis hin zu exponaten, die man der gegenwartskunst zurechnen darf.
wir hatten nun über mehrere jahre im engeren kreis debatten, ob das genauer formuliert und formiert werden sollte. nein, die notwendigkeit dazu hat sich nicht herausgestellt. einerseits konzentrieren sich die genres im rahmen der nun eingeführten „location crews“. das heißt, was zusammenpaßt, findet auch meist zusammen, da und dort erzeugt der kontrast des verschiedenen auch besondere reize.
andererseits führt diese verbindung diverser genres in einem gemeinsamen vorhaben, in einer gemeinsamen „erzählung“, durchaus zu wechselseitigen anregungen. in summe dürfen wir damit rechnen, daß die durchmischung sehr verschiedener kreativer leute und ebenso verschiedener publikumskreise einen wichtigen beitrag ergibt, um ein kulturelles klima zu erzeugen, das diese bezeichnung wert ist. bleibt noch ein wesentlicher aspekt in dieser sache zu erwähnen: kontinuität!
zurück zu den ersten absätzen dieses beitrages; „alter“ und „neuer“ modus? statt nun das rollenangebot „energisch fordernder bittsteller“ zu übernehmen, um von der wirtschaft sponsorgelder und von der politik subventionen zu erhoffen, setze ich auf die möglichkeit der KOOPERATION. dabei geht es mir um die kooperation von drei sektoren: 1) staat, 2) markt und 3) zivilgesellschaft.
das aktuelle „april-festival“ bildet diesen arbeitsansatz schon sehr deutlich ab. daraus hat sich schon ein klarer nutzen ergeben. trotz krisenhafter entwicklungen in der steiermark und unserer momentanen position zwischen „low budget“ und „no budget“ erweist sich das heurige programm als umfassend und inhaltlich äußerst relevant.
wie das gegangen ist? wir danken es vor allem den „schlüsselpersonen“ und einigen engagierten leuten aus allen DREI genannten sektoren, die im zusammengreifen dieses gesamtergebnis generiert haben.
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