in der 7. kalenderwoche 2011 habe ich das vorwort zu unserem kommenden „april-festival“ publiziert: [link] darin heißt es unter anderem: „… gewissermaßen eines der großen Themen menschlicher Gemeinschaft: Die Bewältigung der Wildnis. Das meint nicht etwa die Beherrschung der Wildnis, denn diese Idee ist ein Phantasma, welches uns die Natur regelmäßig herunterräumt. Aber die Bewältigung der Wildnis als ein Ringen um Lebensräume, in denen die Menschenwürde sichere Orte hat, das ist eine große Aufgabe, …“ so erschien es inzwischen auch im „stadtjournal“ von gleisdorf.
kürzlich erschien noch etas anderes. ein bürgermeister der „kleinregion gleisdorf“, respektive der „energie-region weiz-gleisdorf“, publizierte in einer öffentlichen „facebook“-präsenz die ansicht, für „geistig abnorme rechtsbrecher“, die sich an kindern vergangen hätten (zitat: „als perverses schwein bist du geboren“), sei die todesstrafe einzuführen. es gab ein laues dementi. danach bestätigte der mann dutzende neue „freunde“, die ihm überwiegend zustimmten, ihm mut zusprachen, sein posting unterstrichen.
hat der bürgermeister damit einen lebhaften beitrag zu unserer themenstellung bei „kunst ost“ geleistet? („Die Bewältigung der Wildnis.“) möglich! denn der pathologische gewalttäter, nach menschlichem ermessen untherapierbar, der sich an einem kleinkind vergeht, den gibt es ja. das wäre ein praktisches beispiel, für die oben erwähnte „wildnis“, mit der uns die natur belehrt, daß „hundert prozent sicherheit“ ein phantasma bleiben. aber er ist die extreme ausnahme, äußerst rar. (da fürchte ich für meinem kind weit mehr notorische alkolenker und solche konsorten als potenzielle gefahr für seele, leib, und leben.)
mit der unredlichen fokussierung auf den pathologischen sex-attetntäter triggert der bekennende katholik nun „vox populi“, bringt schlagartig unbedachte emotionen zum anspringen und … vernebelt so den blick völlig auf das eigentliche „haupt-problem“, nämlich das gros jener sex-attentäter, die eine absolute majorität der gefahrenquellen für unsere kinder ausmachen.
eben genau NICHT die „psychos“, „hirnis“ oder wie auch immer des bürgermeisters neue freunde pathologische gewalttäter nennen, sondern die „normalos“, also psychisch keineswgs als „abnormal“ eingestufte und vielfach völlig unauffällige leute. unter denen wiederum, und das verschweigt der politiker aus der „familien-partei“ övp ebenfalls, stammt ein erdrückend hoher anteil aus dem unmittelbaren familiären umfeld der opfer.
nicht zu vergessen: typische „vertrauenspersonen“ wie lehrer und erzieher kommen dazu, nicht ausschließlich männer, auch frauen, aber doch überwiegend jungs auf der täterseite. hier reden wir noch gar nicht, wie erschreckend hoch die dunkelziffer behinderter frauen ist, an denen sich „ganz normale männer“ vergehen.
wenn wir also über sexuell aufgeladene gewalt reden wollen und was dagegen zu tun sei, dann stehen – sachlich betrachtet – die pathologischen fälle eher unten auf der prioritätenliste. davor kommen noch tausend andere gefahren, vor denen wir unsere kinder schützen möchten; davon wiederum sehr viele, vor denen wir sie auch schützen KÖNNEN, wenn diese gesellschaft als ganzes kindern mehr schutzwürdigkeit zubilligen und gewalt gegen kinder verläßlich wie umfassend ächten würde.
halten wir überdies fest, daß hier „pro todesstrafe“ nicht nur GEGEN die österreichische verfassung argumentiert wird, was unakzeptabel ist, vor allem, wenn es von einem amtierenden politiker kommt; die community, welche sich hier eingefunden hat, um die todesstrafe zu begrüßen, unterstellt damit, daß es „unwertes leben“ gebe, welches aus gründen angeblicher „staatsräson“ ausgelöscht werden solle.
da hilft kein dementi. das ausgangsstatement und die ganze folge einzeln zugelassener „facebook-freunde“ mit ihren pro-todesstrafe-kundgebungen sind ein faktisches eintreten für die idee vom „unwerten leben“. ich werte das als eine herausforderung der zivilgesellschaft. das ist kein „ausrutscher“, schon gar nicht „blauäugig“ (sic!). das ist eklatantes fehlverhalten einer regional exponierten persönlichkeit. es besteht klärungsbedarf!
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