ich produziere nicht für den markt. meine künstlerische praxis führt zwar AUCH zu werken im sinn von ARTEFAKTEN, die auf den markt gebracht werden könnten, aber ich kann mich nicht damit befassen, ob jemand werke von mir kaufen möchte.
es verlangt ein sehr zeit- und kräfteraubendes engagement, auf dem markt präsent zu sein, um dort einnahmen zu lukrieren, die den lebensunterhalt sichern. manche menschen, auch kunstschaffende, nehmen gerne an, lukrative marktpräsenz sei ein kriterium küstlerischer qualität. natürlich spielen solche qualitäten auf dem markt eine rolle und der marktWERT kunstschaffender wird sich kaum ganz unabhängig davon entwickeln. aber deshalb sind das dennoch bloß ökonomische und soziale belange, keine kriterien der KUNST.
verstehen sie mich recht, ich stehe ökonomischen und sozialen fragen sehr interessiert und wachsam gegenüber. sonst wäre ich ja nicht in der lage, mein auskommen zu sichern. ich erlaube mir bloß, dabei einige trennlinien zu betonen. ich weiß natürlich, daß marktpräsenz und nennenswerter marktwert gewöhnlich auch für erhöhte sichtbarkeit und entsprechende aufmerksamkeit bei den deutungs-eliten sorgen.
leute von der kunstgeschichte und vom feuilleton, kuratorisches fachpersonal und politische funktionstragende sowie fachkräfte aus diversen branchen der kunstvermittlung werden sich in summe weit weniger um kunstschaffende scheren, die sich von diesen bereichen des kulturbetriebes eher fern halten.
daraus ergibt sich auch eine etwas verengte dimension bei legitimations-fragen. im sinne von: wie klärt sich denn nun, ob ich ein künstler bin? wenn ich mit den angehörigen diverser deutungs-eliten wenig zu tun habe, also von solchen seiten kaum einschlägige bestätigung erhalte, bin ich um so mehr auf mich selbst gestellt, zu klären, was denn mein rang und meine position im kunstzusammenhang seien.
das hat durchaus vorteile, auch wenn es meinen status ökonomisch eher schwach sein läßt. auf diese art ist es sozusagen vor allem eine sache zwischen der kunst und mir.
ich habe keine nennenswerten ressentiments gegenüber dem kunstbetrieb und dem kunstmarkt. ich bin mit diesem metier nun seit jahrzehnten vertraut und verstehe es als eines von vielen sozialen systemen innerhalb einer arbeitsteiligen gesellschaft. das hat seine beeindruckenden und seine verrückten seiten, hat sehr wahrhaftige und sehr korrupte momente.
ich neige nicht dazu, meine werke zum verkauf anzubieten. dadurch kann ich etliche schattenseiten dieses metiers umgehen. freilich bleiben mir so auch manche vorteile versagt. niemand hat mich gezwungen, diesen beruf auszuüben. deshalb ist mir ein räsonieren über die eigenarten der branche heute eher fremd. ich bemühe mich, innerhalb des gesamten gefüges eine position zu finden, in der ich mich einerseits sehr radikal meinen interessen als künstler widmen kann, also künstlerischen fragen und aufgabenstellungen, andrerseits schert mich natürlich die frage meines ökonomischen überlebens. ich ziehe es vor, diese zwei felder an herausforderungen nicht gar zu eng zu verknüpfen.
verkürzt und auf den punkt gebracht:
ich verstehe meine künstlerische arbeit als etwas sehr grundlegendes, das man vielleicht ähnlich wie grundlagenforschung verstehen könnte. „kunst um zu …“ lehne ich ab. damit meine ich: eine kunstpraxis, um damit etwas bestimmtes zu bewirken, was außerhalb der kunst und den fragen der kunst liegt, möchte ich nicht pflegen.
das bedeutet ganz unromantisch, meinen lebensunterhalt muß ich mir mit anderen tätigkeiten verdienen. das ist zwar manchmal mehr als anstrengend, da es ja auf eine mehrfachbelastung hinausläuft, die mich gelegentlich zum ächzen bringt. aber so ist eben das metier. das sind ganz banale umstände.
so ging es zum beispiel auch dem großen leonardo da vinci; siehe dazu sein legendäres bewerbungsschreiben an den mailänder sforza! darin bietet er seine talente und dienste an. und zwar jene, die ganz praktischer natur sind.
unter leonardos in einzelnen punkten aufgezählten dienstleistungen fällt eben nicht, was er fast schon informell an den schluß des schreibens setzt: „Ich beschäftige mich auch mit Skulpturen in Marmor, in Bronze und in Erden; ebenso fertige ich Gemälde, alles was man will. Ich würde auch an einer Reiterstatue in Bronze arbeiten können, welche zum unsterblichen Ruhme und ewiger Ehre, also auch zur glücklichen Erinnerung Eurer Herrlichkeit Vaters und des fürstlichen Hauses Sforza errichtet werden soll.“ [quelle]
ich verstehe meine zahlreichen kolleginnen und kollegen sehr gut, die dem anspruch nachhängen, ihr lebensunterhalt möge ausschließlich aus künstlerischer tätigkeit bestreitbar sein. ich würde mich selbst keineswegs dagegen wehren, wenn ich von allen banalen anforderungen des broterwerbs freigestellt wäre.
aber ich sehe in der praxis, daß dazu a) der österreichische markt allein viel zu klein ist und b) die konkreten marktbedingungen und -verhältnisse mir großteils mißfallen. ich hänge also HIER der kunst auf sehr grundsätzliche art an und vermarkte DA jene meiner kompetenzen, die ich mir freilich über jahrzehntelange kunstpraxis erworben habe. so habe ich ein paar praktische trennlinien zwischen der kunst und dem kommerziellen.