was mache ich bloß mit diesem thema? ich muß für mich da nicht gar so viel ausdrücklich klären. aber: ich kann es nicht ignorieren, weil es mir in meinem metier implizit oder explizit laufend um die ohren fliegt. das schwammige gerede, wie ich es oft erlebe, macht mich ärgerlich. wie soll das also konkreter werden?
ich nehme mir heraus, hier eine mischung aus polemik und feuilleton zu beginnen. einzelne momente oder faden-enden für einen augenblick aufgreifen. vielleicht bringt es mich wo hin, vielleicht verebbt es schnell wieder.
als ich kürzlich im serbischen novi sad einen vortrag zum thema „art under net conditions“ hielt, war meine bevorzugte „augustinus-paraphrase“ teil davon. (ich muß stets die prominente quelle nennen, weil es zu verlockend wäre, diese elegante erklärung auf meinem eigenen konto zu verbuchen.)
ich weiß schon lange ganz genau, was KUNST ist,
außer es fragt mich wer danach.
das ist kein scherz. es trifft genau so zu. ich bin bloß allerhand unsicherheiten der frühen jahre als künstler inzwischen los. deshalb ist es keine sichere sache für mich. ich weiß gerade noch: wenn mit innerhalb eines jahres fünf gedichte gelingen, die etwas taugen, darf ich zufrieden sein.
sie werden mir vermutlich zustimmen: kunst definiert sich nicht über quantitäten. ich kannte alelrdings einen mann („kannte“, weil er leider nicht mehr lebt), dem gelangen alle paar tage gedichte, die etwas taugen. seine gedichtbände liegen einem schwer in der hand.
es ist also ein beschreibbarer unterschied zwischen gerardo und mir, obwohl wir beide – der kunst gewidmet und der lyrik verfallen – dem gleichen metier angehör(t)en.
und woher weiß ich nun, daß ein gedicht etwas taugt? ich löse das nicht theorie-gestützt, es hat sich quasi empirisch ergeben. jahrzehnte lese-erfahrungen, unzählige gedichte gschrieben, allerhand debatten über das thema geführt, in summe also ein komplex an wahrnehmungserfahrungen, welcher eine inviduelle geschmacksbildung getragen hat.
darauf kann ich mich, wie es scheint, ganz gut verlassen. und so weiß ich es, wenn eines meiner gedichte etwas taugt; früher oder später weiß ich auch, ob ich eines wieder löschen muß.
zwischen diesen beiden optionen, daß etwas einige zeit bestand hat oder daß es verworfen sein muß, dürfte die kunst gelegentlich präsent sein.
2 Antworten auf was ist kunst?