kulturelles engagement, das sich auch in einer vorstellung von „netzkultur“ ausdrückt, handelt unter anderem von themen wie öffentlicher raum, öffentlicher diskurs, von niedrigschwelligen bildungs- und medienzugägen, letztlich von partizipation, also von umfassender teilnahme am öffentlichen politischen und kulturellen leben.
ich nehme an, diese vorstellung von DEMOKRATIE erscheint für sich schon manchen menschen eher anstrengend. eher plüschig ausgedrückt: um das einzulösen, müssen aus untertanen staatsbürgerinnen und -bürger werden. eine pyramidenförmig geordnete „führergefolgschaft“, wie wir sie aus der feudalzeit kennen, sollte sich in demokratische reisegesellschften (plural!) transformieren. (die praxis des kontrastes!)
das handelt von differenzen der geschwindigkeiten und von ganz unterschiedlichen kommunikationsbedürfnissen. es darf wohl behauptet werden: ungleichzeitigkeit ist menschenmaß; was nicht bedeuten kann, daß schnellere deshalb a priori als „sieger“ gelten.
für unsere soziokultuellen vorhaben, soweit sie auch fragen der NETZKULTUR betreffen, steht uns ein sehr eindrucksvolles und knapp gehaltenes „grundsatzpapier“ zur verfügung. es ist teil eines unserer bedeutendsten texte aus dem 20. jahrhundert. ich meine „Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ (Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948) [link]
der darin enthaltene artikel 19 besagt:
„Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten„
das ist ja ein praktisches programm:
+) ungehindert
+) über Medien jeder Art
+) und ohne Rücksicht auf Grenzen
+) Informationen und Gedankengut
+) zu suchen,
+) zu empfangen
+) und zu verbreiten.
dabei werden „informationen und gedankengut“ als wertvoll angedeutet, auch als gute anlässe für kommunikation, für auseinandersetzung, für austausch. kleiner querverweis: diese annahme ist natürlich ihrerseits eine kulturelle konvention, eigentlich: ein bildungsideal. wenn ich mich umsehe, fällt mir auf, daß viele menschen sich die freiheit nehmen, dieses ideal auszuschlagen. (sie werden in der sache vermutlich keinen wert auf belehrung legen.)
ich halte wissensdurst für eine grundlage von netzkultur, zugleich eine zentrale voraussetzung für kommunikation. über dieses kriterium läßt sich dann auch klären, ob mediale ereignisse bloß entertainment sind oder auch darüber hinaus gewicht und bedeutung haben.
diese dinge ereignen sich im spannungsfeld zwischen ästhetik und anästhesie. wie das gemeint ist? ästhetik kommt vom griechischen „aisthesis“, das bedeutet WAHRNEHMUNG. deren gegenteil ist „an-aisthesis“, die BETÄUBUNG.
[NETZKULTUR: der überblick]